Interview mit IT-Spezialist Tobias Schrödel

Deutschlands erster Comedyhacker spricht mit mir über die Unterschiede kostenloser Programme, Gefahren der USB Sticks, Tipps & Tricks und wie man doch billig oder sogar kostenlos an die ein oder andere gute Software oder Musik kommt.
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veröffentlicht am 7.9.2015

Herr Schrödel, hatten sie als Profi schon einmal Probleme mit dem Urheberrecht?
Mit Sicherheit. Gerade als junger Mensch habe ich mir über das Thema Urheberrecht keine Gedanken gemacht. Ich kann mich noch entsinnen, als ich 10, 12 Jahre alt war haben wir uns damals die Spiele vom Sinclair Spectrum oder Commodore C64 kopiert und getauscht. Damit sind wir alle irgendwie groß geworden (in meinem Alter zumindest). Zum Glück ist das heute alles schon verjährt.

Also hatten sie speziell im Internet noch keine Probleme damit?
Nein, da ich gerade bei den Veröffentlichungen meiner Bücher und auch bei meinen Vorträgen immer darauf achte, dass ich das Urheberrecht nicht verletze. Aber als ich damit begonnen habe, mich darum zu kümmern, habe ich gemerkt, dass das schon sehr komplex und aufwendig ist. Es ist ja nicht nur so, dass man nach Bildern schaut und guckt, ob man das verwenden darf oder nicht, man muss darauf achten, was genau man da drunter schreiben muss oder ob man auch nur einen Ausschnitt verwenden darf. Das war bei manchen Bildern teilweise so unklar, dass ich diese Quelle dann nicht benutzt habe.
Ach ja. Einmal habe ich mein eigenes Buch als eBook zum kostenlosen Download auf einer illegalen Warez-Seite entdeckt. Klingt vielleicht blöd, aber ich war sogar ein bisschen Stolz darauf. Der Verlag und mein Geldbeutel fanden das natürlich weniger lustig.

Als junge Journalistin bin ich auf Bildbearbeitungsprogramme, Textprogramme, Schnittprogramme etc. angewiesen. Natürlich hat man als Schülerin aber auch nicht allzu viel Geld, um sich die teuersten und neusten Programme zu leisten. Kann man da ruhig auch mal auf ein kostenloses Programm zurückgreifen oder sollte ich das Geld sparen und auf bestimmte Dinge verzichten?
Da muss ich ihnen sagen, dass es zu vielen verschiedenen Themen ganz fantastische Open Source Programme gibt. Bei den Bildbearbeitungsprogrammen gibt es zum Beispiel Gimp. Da bekommen sie ein völlig kostenloses und legales Programm, was nahezu alles kann, was Photoshop auch kann und das grandios arbeitet. Es gibt auch in vielen anderen Themenbereichen die Möglichkeit mit Open Source Programmen zu arbeiten. ABER die Konzerne dieser Welt sind ja nicht blöd. Sie statten ja zum Beispiel die Universitäten und Schulen mit spottbilligen Lizenzen aus. Hat für sie den Vorteil, dass die Schüler mit den Programmen lernen und sich ja dann an genau das Programm gewöhnen. Das hat zur Folge, dass die Leute später diese Programm kaufen, aber auch, dass der ein oder andere schaut, ob man das Programm nicht irgendwo auch kostenlos her bekommt.

Mir ist es selbst schon einmal passiert, dass ich ein scheinbar unbedenkliches Programm runtergeladen habe und dann hatte ich doch Werbung und Viren auf meinem PC. Wie kann man denn die „guten“ Programme von den „schlechten“ unterscheiden?
Das ist tatsächlich eine schwierige Frage. Natürlich muss man sich Gedanken machen, wenn einer ein Programm kostenlos anbietet, wieso er das macht. Kein Mensch steckt Geld und Arbeit in eine Neuentwicklung und verschenkt es dann. Das wird dann durch Mittel wie Werbung gelöst. Dann muss man unterscheiden, ob es eine Firma ist, die angeblich ein Programm „verschenkt“ oder ein Open Source Programm, was von einer „Community“ gepflegt wird. Also, wo viele Leute freiwillig und kostenfrei ihren Beitrag dazu leisten wie zum Beispiel bei Firefox oder Thunderbird. Man sollte, wenn das Produkt von einer Firma stammt, immer zweimal hinschauen.

Auf Veranstaltungen bekommt man ja immer wieder mal USB Sticks geschenkt. Teilweise befinden sich ja darauf auch immer mal wieder Dateien. Unbedenkliche Nutzung möglich?
Nein, natürlich nicht. Da muss man sich immer vor Augen halten von wo und von wem man den bekommt, dann kann man sich die Frage, ob der Stick unbedenklich ist, selbst beantworten. Zum Beispiel auf einer Karrieremesse: Wenn ein potenzieller Arbeitgeber einem einen Stick in die Hand drückt und sagt, dass da Informationen zum Unternehmen drauf seien, dann ist der mit hoher Sicherheit unbedenklich. Wenn jemand aber einem in der Stadt einfach so einen USB Stick in die Hand drückt und sagt, dass da ein tolles Programm drauf sei das man unbedingt mal ansehen sollte, dann muss man sich sicherlich fragen, ob man da nicht besser mal ein oder zwei Virenscanner rüber laufen lässt, bevor man den USB Stick nutzt.

Haben sie als Profi Tipps für Jugendliche sich davor zu schützen?
Ja. Einfach Augen und Ohren offen halten und nicht allem blind vertrauen und die Neugier nicht siegen lassen. Denn so ein Virus bleibt ja erstmal für viele Wochen, Monate oder sogar Jahre da und aktiv. Heißt also, ein unbedachter Moment kann dazu führen, dass die ganze Zukunft möglicherweise überwacht wird.

Wir sind ja hier unter uns. Haben sie einen Insidertipp für mich wie ich Programme nutzen oder Musik hören kann und das günstig oder sogar kostenlos?
Bei Programmen gibt es drei Möglichkeiten. Erstens gibt es gute Open Source Alternativen die kostenlos sind. Zweitens gibt es gerade für Schüler und Studenten oft spezielle, kostengünstige Versionen, die den professionellen Versionen in nichts nach stehen. Hat aber den Nachteil, dass man die Arbeiten die man damit herstellt möglicherweise nicht kommerziell vertreiben darf. Der dritte Tipp ist alte Versionen zu kaufen. Die bekommt man oft für einen Zehner, wo die aktuellste Version noch ein paar hundert Euro kostet. Da lohnt es sich Augen und Ohren offen zu halten. Wer nicht immer die aktuellste Version braucht oder noch einen Studentenausweis bei sich zu Hause liegen hat, der kommt so in der Regel an günstige Programme.
Bei Musik habe ich auch noch einen Tipp. Ich bin zwar kein Jurist, aber nach meinem Wissensstand darf man bei Webradios Lieder aufzeichnen und als MP3 für den eigenen Gebrauch umwandeln. Es gibt sogar Programme, die nach einem speziellen Lied suchen und sobald das Lied in irgendeinem Webradio auf diesem Planeten läuft , wird es aufgezeichnet und umgewandelt. Das habe ich mir dann tatsächlich legal besorgt und darf es für meinen eigenen Gebrauch nutzen.
Fazit: Immer prüfen, woher ein USB Stick ist und Augen und Ohren für Programme beziehungsweise Musik offen halten.

Patricia Neumann